Wie wird man eigentlich dick?

Gesundheits- und Lifestylemagazine geben uns täglich Ratschläge, wie wir schlank werden. Die viel wichtigere Frage jedoch ist, wie wird man überhaupt dick? Das Übergewicht ist die Quelle zahlreicher Erkrankungen, vor allem das viszerale (innere) Fett ist ein wahrer Krankmacher. Idealgewicht ist wiederum der Schlüssel zum gesunden Leben.

Der Mensch ist ursprünglich als ein schlankes und muskulöses Wesen gedacht, denn genetisch sind wir immer noch Jäger und Sammler. Über Jahrtausende ernährten sich die Menschen von Fleisch, Fisch, Meerestieren, Pflanzen und saisonalen Früchten. Seit etwa 500 Generationen erfolgt die Ernährung auf landwirtschaftlicher Basis, der Ackerbau schaffte neue Perspektiven. Die letzten 13 Generationen gelten darüber hinaus als "industrielle Revolution“, in der man lernte, Lebensmittel zu verarbeiten und haltbar zu machen. Junk Food war die logische Folge. In dieser Zeit machten unsere Ernährungsgewohnheiten einen signifikanten Wandel durch - leider keinen guten.
 
Wie eine falsche Ernährungsweise die Menschen verändert, kann sehr anschaulich am Beispiel der Yolngu gezeigt werden. Dieses australische Urvolk galt immer als besonders robust, schlank, muskulös und gesund, wie Forscher im Jahre 1948 durch eine Studie bestätigen konnten. Die typischen Todesursachen waren damals Unfälle, Hai- und Krokodilattacken und vor allem Altersschwäche. Als die Studie 1978 wiederholt wurde, kam eine regelrechte Flut an chronischen Erkrankungen, Übergewicht und kürzerer Lebenserwartung zu Vorschein. Die Gesundheit der Yolngu hat sich dramatisch verschlechtert. Ähnlich erging es Indianerstämmen in den USA oder Völkerstämmen in Südafrika.
 
 
Was war passiert? Siedler und Missionare brachten den Yonglu bei, Damper zu backen - eine australische Brotart aus Mehl, Zucker, Wasser und Milch. Sie brachten zudem moderne Lebensmittel wie Limonaden, Cornflakes, Chips und Süßigkeiten, die bei den Ureinwohnern zu alltäglichen Nahrungsmitteln wurden. Im guten Glauben sich selbst und ihren Kindern Gutes zu tun, wurde kohlenhydratreiche und proteinarme Nahrung zur Hauptnahrungsquelle der Yonglu - und zu deren Hauptproblem.  
 
 
Ob wir schlank oder dick werden hängt in erster Linie von unserer Ernährungsweise ab. Genauer gesagt von dem Verhältnis der drei Energiequellen: Kohlenhydrate, Proteine und Fette. Man muss wissen, dass Körperfett aus Kohlenhydraten (also Zucker) entsteht - nicht aus Fett, was fälschlicherweise immer wieder berichtet wird! Die aufgenommenen Kohlenhydrate werden noch im Darm in Zuckermoleküle gespalten und ins Blut aufgenommen. Das führt zur Ausschüttung des Bauchspeichelhormons Insulin, das die Glucose aus dem Blut in die Körperzellen bringt. Die Glucose wird dann in mehreren Schritten umgewandelt und führt letztendlich zur Produktion von ATP (Adenosintriphosphat), der eigentlichen Energie. Sofern man das Energieangebot und -nachfrage in Balance hält, ist alles in Ordnung. 
 
Falls der Mensch jedoch mehr Kohlenhydrate aufnimmt als er verbraucht, dann wird die überschüssige Glucose erstmal zu Glycogen umgewandelt und in Leber und Muskel als abrufbare Energie gespeichert. Bis zu diesem Zeitpunkt nimmt man nicht zu. Wenn allerdings noch mehr kohlenhydratreiche Kost konsumiert wird, der Energiebedarf gedeckt ist und die Glycogenspeicher voll, dann wird die überschüssige Glucose weiter zu Glycerin und letztendlich zu Triglyceriden umgewandelt. Triglyceride sind die Speicherform von Körperfett. Diese Depots sind im Grunde unlimitiert, man kann (fast) unendlich Körperfett speichern. Der schwerste Mensch wog immerhin etwa 635 kg. Im Gegensatz dazu, die Speicherkapazität von Glycogen beträgt lediglich etwa 400 g.
 
Warum speichert der Mensch eigentlich Fett? Das ist evolutionsbedingt. Fett dient als Energiereserve für schlechte Zeiten, denn die Menschheitsgeschichte war immer wieder von längeren Hungerperioden gekennzeichnet. Der Evolution ist es relativ egal, wie schön oder gesund der Mensch ist, denn die einzige Priorität dient der Fortpflanzung. Und diese gehört sichergestellt.
 
Um sein Gewicht zu halten ist es wichtig, die tägliche Kohlenhydratmenge unter Kontrolle zu halten und ausreichend Proteine zu konsumieren. Wenn man allerdings abnehmen möchte, so sind noch weitere wichtige Details zu beachten.